Bericht von Ehrenbruder Raimund über das Rela 2024

Ich bin Ehrenbruder Raimund, eine Fliege lateinisch Musca autumnalis und wohne im Dreiländereck in der Nähe von Donauwörth auf dem Zeltplatz Kaisheim.

Ich habe schon viele Lager miterlebt, doch die letzte Woche war echt speziell. Wie gesagt, ich wohne im Dreiländereck. Dort treffen Franken, Schwaben und Altbayern aufeinander. In diesem Lager waren Pfadfinder aus allen drei Völkern vertreten. Die Kombination hat komischerweise zu den lustigsten und seltsamsten Situationen geführt. Wenn ihr wollt, kann ich euch ein paar davon erzählen.

Alles begann damit, dass die Murnauer Roverjungs einen kleinen Turm gebaut haben. Er war echt nicht schlecht, zwar nicht sehr hoch, aber er hatte eine Plattform, die circa 2,5 m hoch war. Liljan, ein Marmota Rover, saß oben auf dem Turm und unten stand sein Freund Samuel, ein Steinheimer Rover.  Samuel forderte Liljan auf, vom Turm in seine Arme zu springen und versicherte ihm, dass er ihn auffangen würde. Doch als Liljan nach kurzem Überlegen sprang, machte Samuel einen Schritt zur Seite und Liljan schädelte stumpf in den Boden ein. Eine ziemlich dämliche Situation, wenn ihr mich fragt. Diese halbstarken Jungs denken auch nur bis zur Nasenspitze.

Eine weitere peinliche Situation hatte sich bereits am ersten Tag ereignet, als der starke Wind über den Zeltplatz fegte. Bei den Waldensern fiel eine Kothe in sich zusammen, angeblich wegen Materialermüdung. Wenn ihr mich fragt, pflegen die ihr Zeug nicht oder können keine gescheiten Kothen aufbauen. Ähnliches berichteten die Kattas: „Eines schönen morgens auf dem Rela schlummerten wir tief und fest in unseren Schlafsäcken, oder besser gesagt, wir wachten langsam auf. Die Sonne schien und die Vögel zwitscherten. Aber das lauteste Geräusch, das alle andere übertönte, war der tosende, wildgewordene Wind. Trotzdem war es ein schöner Morgen. Doch plötzlich ging es rund! Eine schwarze Decke legte sich in Form unserer Zeltplane auf uns hernieder. Wir verstanden überhaupt nichts mehr, als eine von uns auch noch plötzlich einen Pfahl an den Kopf und einen Hering ans Bein geschleudert bekam. Damit war der friedliche Morgen schon vorbei. Auf einmal standen noch zwei Leute in unserem Zelt und retteten uns todesmutig, indem sie den halb umgefallenen Mast schnell wieder aufstellten. Eine dritte Person schlug die Heringe wieder ein. Dann war wieder Ruhe. Zurück blieben drei verwirrte Mädchen.

Es gab nicht nur seltsame Situationen auf dem Lager, sondern auch sehr sonderbare Personen. Einer nennt sich Wolfram. Immer wenn ich ihn sah, putzte er sich die Zähne. Ab und zu rappte er vor dem versammelten Lager oder machte irgendwelche komischen Bemerkungen, wie zum Beispiel, dass Mattis ihm doch bitte mal nichts zum Essen mitbringen solle.

Lustig ging es auch zu, als die Jupfis und Pfadis am Dienstag während des Aktionstages zu ihrer Einstiegsstelle für den Haik gefahren wurden. Die Fahrer hatten einen enormen Spaß beim Autofahren. Sie fuhren so wild und unberechenbar, nicht nur zum Leidwesen der Pfadis, die mit verbundenen Augen transportiert wurden, sondern auch für einige meiner Verwandten, die unvorhersehbar im Kühler landeten, weil der Fahrstil für sie völlig unbekannt war.

Ein für mich völlig unverständliches Phänomen war, dass die Pfadfinder irgendwelche Dinge wie Rätsel, Spiele, Witze, Liebesbriefe und dergleichen auf Zettel schrieben und diese dann an nummerierte Wäscheklammer hängten, obwohl die Zettel nicht trocknen mussten. Nach einiger Zeit kam meistens ein anderer Pfadfinder, nahm sich einen Zettel und las ihn. Merkwürdig war, dass manche Zettel nie abgeholt wurden.

Nicht nur Wäscheklammern, wilden Fahrten und komische Personen haben meine Aufmerksamkeit geweckt, sondern ich habe auch lustige Spiele entdeckt, bei denen ich liebend gerne mitgemachtt hätte, wenn ich sie nur verstanden hätte. Das Spiel bestand darin, dass sich zwei Mannschaften zuerst anschrien und dann auf einander zurasten. Dabei versuchte eine Mannschaft die andere zu fangen, und die andere versuchte, ebenso verbittert und kraftvoll diesen zu entkommen. Besonders witzig war es, wenn jemand im vollen Sprint gefangen wurde.

Wild ging es auch am Badetag zu. Auf dem See lag ein kleines Floß, das sofort von den Pfadfindern geentert wurde. Leider merkten die Pfadis nicht, dass das Floß zu klein für alle war, auch nicht, als sie es einmal auf den Kopf drehten. Das passierte immer wieder. Echt dämlich. Vor allem die Mädchen brachten das Floß immer wieder zum Schwanken, wenn sie sich aus dem Wasser hoben. Das Highlight war eine Seilschaukel ins Wasser, die die Pfadfinder extra aufgebaut hatten. Ehrlich gesagt war ich in dem Moment ein bisschen neidisch, dass ich nicht schwimmen konnte.

Am Dienstagabend geschah etwas besonders Schönes. Alle sangen gerade (voller Elan) Lieder für den Herrn Jesus, als im Süden eine Sternschnuppe über den Nachthimmel flog. Das ist doch ein ganz besonderes Ereignis und zeigt, wie großartig Gott ist. Von meinem Platz auf dem Fahnenmast aus konnte ich den Sternenhimmel über mir und den orangefarbenen Himmel im Westen perfekt sehen. Von oben konnte ich das ganze Lager überblicken und die Silhouetten der Jurten bewundern. Die Pfadis waren von den Fackeln hell erleuchtet und wünschten sich zackig neue Lieder.

Auch beim Kochen passierten lustige Dinge, z.B. würzten fast alle Stämme ihren Linseneintopf zu scharf. Für die Zubereitung eines Linseneintopfs mit Kartoffeln und Tomaten stellte die Küche freundlicherweise noch ein Chiligewürz zu Verfügung, was von den meisten großzügig genutzt wurde. Zum Ausgleich versuchten die einen, die Schärfe mit Sahne zu neutralisieren, die anderen, die Schärfe abzuwaschen. Ein sehr aufwendiges und witziges Verfahren. Ich hätte einfach nicht so scharf gewürzt und vorher abgeschmeckt. Blöd gelaufen.

Zum Schluss möchte ich euch noch ein Geheimnis verraten. Ich hatte auch meinen Spaß im Lager, denn meine Familie und ich haben uns im Lagerbüro eingenistet und so die Lagerleitung und die anderen in den Wahnsinn getrieben. Wir hatten auch großen Spaß daran, auf dem Klo sitzende Leute zu kitzeln. Jetzt seht ihr, was passiert, wenn man uns ausrotten will und einfach auf den Lagerplatz in Kaisheim kommt.

So nämlich!

 

 

Der vorliegende Bericht handelt von wahren Begebenheiten, die am Bunten Abend pantomimisch nachgespielt wurden.

Ein Artikel von Liljan vom Stamm Marmota