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Tansania-Fahrt 2013

Eindrücke für mindestens 6 Wochen

Unsere Fahrtengruppe von 10 Personen aus verschiedenen Stämmen machte sich direkt vom Bundesthing in Reutlingen auf eine weite Reise. Morgens früh ging es zum Frankfurter Flughafen, wo der Flug über Istanbul nach Dar es Salaam wartete. Nach vielen Stunden Flug wurden wir in Dar Es Salaam von feuchtwarmer Luft und einem Rucksack weniger als beim Abflug begrüßt. Da wir sehr früh morgens in Dar es Salaam ankamen, suchten wir erst einmal den Strand auf, um dort den Tag zu verbringen, denn unser Hostel hatte noch nicht geöffnet und die Weiterfahrt war erst zwei Nächte später geplant.

Zwei aus unserer Fahrtengruppe durften schon am ersten Tag Erfahrungen mit den örtlichen Betrugstaktiken machen und so mussten wir die Weiterfahrt um einige Schilling erleichtert und mit einer Kamera weniger antreten. Dafür tauchte der verlorene Rucksack pünktlich vor der Weiterreise wieder am Flughafen auf. Früh morgens standen wir auf und begaben uns zum Busbahnhof. Nach einer für tansanische Verhältnisse sehr kurzen Busfahrt von vier Stunden hatten wir im strömenden Nachmittagsregen unser nächstes Ziel, Morogoro, vor Augen. Malerisch umgeben vom Uluguru-Gebirge, freuten wir uns auf zwei tolle Tage. Da wir schon in Dar es Salaam Pfadfinder getroffen hatten, wurden wir gleich am Abend von ortsansässigen Pfadfindern besucht, die uns zu ihrer „Campsite“ und einer kleinen Wanderung am nächsten Tag einluden.

Am nächsten Morgen wurden wir von Muezzin und Kirchenglocken geweckt und brachen um 7 Uhr zu einer Wanderung zum Lagerplatz der Pfadfinder von Morogoro auf. Der erste Wegabschnitt, der uns aus der Stadt herausbrachte, führte zügig eine Teerstraße hinauf. Später dann ging es über schmale Trampelpfade mitten durch den tansanischen Wald. Nachdem wir einen Gebirgsbach durchquert hatten, standen wir auf dem Lagerplatz. Sofort entdeckten wir Lagerbauten, die auf der gesamten Welt gleich auszusehen scheinen. Erst als wir uns ausgiebig umgeschaut hatten, wurde uns bewusst, wie groß dieser Lagerplatz ist. Neben einem kleinen „Office“ wurden hier von Bohnen über Paprika bis hin zu Bananen viele verschiedene Lebensmittel angebaut. Sogar ein kleiner Fischteich war angelegt worden. All dies wurde einfach durch kleine Kanäle mit dem Gebirgsbach verbunden, und so ständig mit frischem Wasser versorgt.

Bevor es weiter hoch hinauf ins Uluguru Gebirge ging, wurden wir noch mit einem Frühstück versorgt. Es gab Ugali (Maismehlbrei) mit Bohnen und allerlei leckere Früchte, von denen wir die Hälfte noch nie gesehen hatten. Die Hitze des Tages machte uns allen sehr zu schaffen und wir waren immer wieder verwundert, wie fit die Pfadfinder aus Morogoro noch waren. Die Wanderung war eine wunderschöne Gemeinschaftserfahrung mit tollen Ausblicken über die Tiefebene von Morogoro. Durch Bananen- und Bohnenplantagen, an Erdbeeren und Maracujabäumen vorbei führte der Weg immer quer durch Natur und kleine Bergdörfer. Je weiter wir von der „Campsite“ entfernt waren, desto mehr erschraken sich die Kleinsten vor den Häusern vor einer Gruppe von 10 weißen Pfadfindern; so viele Weiße schienen selten in diese Gegend zu kommen. Nach gefühlten 12 Stunden und der ersten Sichtung von Affenkolonien kamen wir wieder zum Lagerplatz zurück, wo schon ein leckeres Abendessen auf uns wartete. Dies war nach einem kleinen Wasser- und Nahrungsmangel unterwegs eine sehr willkommene Überraschung. Nach dem Essen ging es wieder zurück ins Tal, wobei wir von zwei Pfadfindern begleitet wurden. Wir wollten nur noch schlafen und bewunderten die Beiden, die nun noch wieder zurück zur Campsite liefen.

Am nächsten Morgen ging es schon weiter gen Süden in Richtung Mbeya. Dort sollten wir viele alte Bekannte von Mara treffen, die schon 2010 in Tansania gewesen war und uns somit auch sprachlich immer wieder aushelfen konnte. Auf der zehnstündigen Fahrt sahen wir auf unserem Weg durch einen Nationalpark Giraffen, Büffel, Elefanten, Gazellen, Hyänen und viele Affen. Für die meisten von uns war es das erste Mal, dass wir solche Tiere in freier Wildbahn erleben durften. Die Busfahrten in Tansania waren immer spannende Erlebnisse, denn es gab kaum Pausen und das Essen wurde an den kurzen Stopps durch die Busfenster hindurch verkauft. Von Bananen über Chips bis hin zu Nüssen bekam man dort alles, und wenn man mochte, gab es noch den Korb zum Transport dazu. Innerhalb der Städte gibt es in Tansania „Dalla Dallas“, kleine Toyota-Kleinbusse, die in Deutschland für sechs Personen zugelassen sind. Unsere Rekordzählung in Tansania: 24 Fahrgäste, Kleinkinder nicht mitgezählt.

In Mbeya wurden wir schon am Busbahnhof erwartet und durften noch am selben Abend in die „Chuo“, Maras alte Arbeitsstelle, einer Schule für Kinder mit Unterstützungsbedarf, wo wir viele alte Freunde von Mara trafen. Die nächsten Tage verbrachten wir mit dem Einleben in Mbeya, Marktbesuchen und dem Treffen von dortigen Pfadfindern. Immer wieder wurden wir herzlich empfangen und wir tanzten und spielten auf viele verschiedene Arten mit den Pfadfindern, was uns viele neue Ideen einbrachte. Auf einem zweitägigen Ausflug an den Lake Nyassa (auch bekannt als Malawisee, doch das sagt in Tansania niemand, da die Grenzziehung bis heute umstritten ist) trafen wir den Verwalter der Region Rungwe und viele weitere Pfadfinder. In Kjela wurde uns das erste von zehn Halstüchern in den tansanischen Nationalfarben übergeben, die wir von nun an trugen. Nach einem anstrengenden Tag und vielen geschüttelten linken Händen war endlich Zeit zu einem (warmen) Bad im See.

Nach einer regenreichen Nacht ging es am nächsten Tag mit Zwischenstopps an einem atemberaubenden Wasserfall und der „Bridge of God“, einer von der Natur geschliffenen Steinbrücke, zurück nach Mbeya, wo wir die Ostertage verbringen sollten. Die Feiertage starteten mit einem Tanz um die Kirche schon am Palmsonntag, doch auch am Ostersamstag (mit Kommunion) und Ostersonntag gab es noch einige lange Gottesdienste, die wir besuchen konnten. Immer wieder durften wir die tolle Gastfreundschaft der Bevölkerung erfahren und so wurden wir oft auf ein Paar Getränke oder sogar zu einem riesigen Essen für alle eingeladen. Hier durften wir nach dem Essen sogar die Geschwister der eben verspeisten Tiere im Hinterhof bewundern. Übrigens: Es gibt in Tansania nur ein Wort für Kaninchen und Meerschweinchen, denn beides schmeckt gleich.

Am Ostermontag ging es für uns schon wieder zurück nach Dar es Salaam. Nach 14 Stunden Busfahrt erwartete uns dort ein überfluteter Busparkplatz. Der ist dort übrigens riesig, und den gebuchten Bus zu finden gestaltet sich nicht immer leicht. Die letzten zwei Tage verbrachten wir zum Abschluss an einem Traumstrand, den wir alle so schnell nicht vergessen werden.

Die Fahrt war für uns ein wunderbares Erlebnis und wir sind unglaublich dankbar, dass wir so viel erleben durften. Sowohl die Pfadfinder als auch den größten Teil der Menschen vor Ort werden und wollen wir alle lange nicht vergessen und die meisten von uns wären nur zu gerne noch ein paar Wochen länger geblieben. Und wenn alles klappt wie geplant, dann trägt bald jeder im Bund ein Stück Tansania mit sich, denn Adam, ein Schneider aus Mbeya, der in der „Chuo“ trotz steifem Bein das Arbeiten mit der fußbetriebenen Nähmaschine erlernte, kann sich sehr gut vorstellen, in naher Zukunft unsere Halstücher herzustellen.

Ein großer Dank soll hier noch einmal an Padri Furaha gehen, der uns in Mbeya immer zur Seite stand und uns einen tollen Plan für die Woche vorbereitet hatte. Sein Organisationstalent hat uns einiges erleichtert!