Foto: Stamm Turmfalke

Ren Energi 2008

Neun deutsche Stämme zu Gast beim internationalen Lager der baptistischen Pfadfinder in Øksedal

Mit einem kräftigen Schlag fährt die Axt in den Baumstumpf. Wie alle Lager in Øksedal (dänisch für „Axttal“), dem Gelände des Dänischen Baptistischen Pfadfinderbundes DBS, wird auch das diesjährige Lager der baptistischen Pfadfinder Skandinaviens, das alle fünf bzw. sechs Jahre an einem anderen Ort stattfindet, traditionell mit einem Axtschlag eröffnet. Unter den etwa 820 Teilnehmern befinden sich neben den Dänen und Schweden auch 140 Pfadfinder der Baptistischen Pfadfinderschaft (BPS) aus Deutschland. Eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass 1987 bei der erstmaligen Teilnahme der BPS an diesem Lager gerade mal 15 BPSler vertreten waren. Verteilt auf die Unterlager „Sonne“, „Wind“, „Welle“, „Erde“ und das Familienlager „Orkan“ erwarten die Pfadfinder acht Tage pralles Lagerleben.

Das diesjährige Lager steht unter dem Motto „ren energi“ („Reine Energie“) und wird gleich auf dreifache Weise von diesem Thema bestimmt. So dreht sich auf dem Lager vieles um die Gewinnung reiner, also sauberer Energie. Und das nicht nur bei der Eröffnungs- und der Abschlussfeier und bei den vielen gemeinsamen Lagerfeuerrunden, bei denen Klima-Konni und Öko-Åge durchs Programm leiten. Auch die einzelnen Stämme selbst sind mit all ihrer Kreativität gefragt, z.B. wenn es um energiesparendes Kochen auf dem Lager geht. Und so verwundert es nicht, dass man überall auf dem Platz auf den Kochtischen der einzelnen Gruppen spezielle holzsparende Öfen oder Solaranlagen zum Erhitzen von Wasser findet. Und wem selbst die Ideen fehlen, der kann sich bei der „Klima-Karawane“, die außerhalb der Ferien dänische Schulen besucht, über erneuerbare Energien informieren.

Doch auch eine andere Form von Energie steht im Mittelpunkt des Lagers: Die Energie, die jeder einzelne Teilnehmer aufbringt, damit er bei den angebotenen Aktivitäten sein Bestes geben kann. Die dänischen Organisatoren haben sich alle Mühe gegeben, um sicherzustellen, dass für jeden Pfadfinder etwas dabei ist. Schon das Hajkangebot lässt keine Wünsche offen. Während die einen beim „Primitiv-Hajk“ Fische fangen und aus Zweigen und Farn einen Unterstand bauen müssen, werden andere beim „Finde-nach-Hause-Hajk“ ausgesetzt, um mit Hilfe einer ziemlich unvollständigen Karte den Weg zurück zum Lagerplatz zu finden; wieder andere sind im Rahmen des „Triathlon-Hajks“ zu Fuß, auf dem Fahrrad und im nahen Limfjord schwimmend unterwegs.

Auch an den Tagen vor und nach dem Hajk gibt es bei den Workshops genügend Gelegenheiten, sich zu verausgaben. Neben vielen anderen Angeboten stehen Kajak fahren, Schmieden, Street Dance und sogar eine Tour durch den eigens für das Lager gebauten Klettergarten auf dem Programm. Passend zum Olympiajahr 2008 können beim großen Olympiatag am Ende des Lagers die Pfadis in Disziplinen von Ananas werfen bis Witze erzählen noch einmal zeigen, was in ihnen steckt.

Dazwischen gibt es immer wieder Zeiten der Ruhe. Doch auch in den Andachten und Gottesdiensten spielt das Lagerthema eine wichtige Rolle. Es geht um die Energie, die Gott uns gibt und die wir aus unserer Beziehung zu ihm für unser alltägliches Leben ziehen können. Für die Sippenführer gibt es jeden Abend eine Abendmahlsfeier und damit Gelegenheit zur Besinnung auf Gott und  zur Gemeinschaft mit anderen Leitern.

Überhaupt ist die Gemeinschaft untereinander etwas, das das ganze Lager prägt und zu einem unvergesslichen Ereignis werden lässt. Schon die Zehnjährigen packen ihre ersten Brocken Englisch aus und knüpfen Freundschaften zu Pfadfindern aus Dänemark und Schweden. Abends laden sich Stämme aus unterschiedlichen Ländern gegenseitig zum Essen oder zur Lagerfeuerrunde ein und im Unterlager „Sonne“ wird noch am Aufbautag kurzerhand eine Freundschaftsbrücke zwischen dem Turm der Neu-Anspacher Turmfalken und dem Kochtisch der Schwedischen Nachbarn aus Uppsala errichtet und mit den Fahnen der beiden Länder geschmückt. Bei den großen Lagerfeuerrunden, bei den das gesamte Lager zusammenkommt, vermischen sich Pfadfinder in blauen, dunkelgrünen und grauen Hemden und sind wieder einmal mit all ihrer Energie gefordert, wenn es darum geht, Lieder und (Schrei-)Spiele aus den teilnehmenden Ländern zu lernen.

Als es nach der Abschlussfeier schließlich heißt, Abschied zu nehmen, gibt es wie immer viele, die das Lager gerne noch einige Tage fortsetzen würden. Denn obwohl das Wetter nicht immer mitgespielt hat und ausgerechnet die Hajktage von starken Schauern begleitet wurden, war dieses Lager für die meisten Teilnehmer etwas ganz Besonderes - nicht nur für diejenigen, die das erste Mal an einem internationalen Lager teilgenommen haben, sondern auch für die „alten Hasen“, die schon 2002 in Norwegen oder noch häufiger dabei waren. Und so nehmen die meisten neben den vielen schönen Erlebnissen wohl auch den Wunsch mit nach Hause, beim nächsten Zusammentreffen der drei Pfadfinderbünde wieder dabei zu sein.