Foto: Region Süd-Ost

Auslandsfahrt 2009 in Schweden

Es ist der 02.08.09. Sechsundfünfzig Pfadfinder stehen bereit um in den Flug nach Göteborg zu steigen. Das Warten auf die grünen Inseln und die unendlichen blauen Seen wird beinahe zur Qual und als dann alle im Flugzeug sitzen und das flaue Gefühl im Magen beim Abheben spüren, wissen wir: Es ist endlich wieder Zeit für eine Großfahrt nach Schweden! In Göteborg am Flughafen läuft alles glatt, es scheint sogar ein wenig die Sonne, und mit allem Gepäck auf dem Rücken warten wir auch schon auf unseren Bus, der uns schließlich an den heißersehnten See bringen soll. Die Busfahrt dauert lang und manch eine verbringt die fast 4 Stunden über holprige Straßen und dünne Feldwegchen mit Schlafen. Ernst hat vor der Busfahrt an alle ein kleines „Tage-Buch“ ausgeteilt, mit der Bitte, dieses mit vielen Gedanken, Bildern, Gedichten und sonstigem zu füllen. Eine echte tolle Idee, denn die ersten sieht man schon fleißig schreiben und zeichnen! Ein paar Stops und kleine erste Kontakte mit den schwedischen Ureinwohnern später sind wir dann endlich in Grunnerud (am Wasser!) und dürfen unser Gepäck alles wohlgeschichtet an unserem heutigen Übernachtungsplatz aufschichten. Hier gibt es sogar noch Klos und Duschen und für die Jungs und einige der Mädchen sogar Unterstandshütten zum Schlafen. Am nächsten Morgen geht’s nach einem kräftigen Frühstück auch schon los, die wichtigsten Sachen haben wir gestern in wasserdichte Tonnen oder derartige Taschen gepackt und schichten diese nun in 1,50 m breite und 4 – 6 m lange Kanus, die uns die nächsten 10 Tage als treue Gefährten begleiten sollten. Aufgeteilt hatten wir uns in 3 unterschiedlich starke Gruppen, die eine bestand hauptsächlich aus den Waldensern und zählte ca. 20 Mitglieder, die zweite bestand aus Rottenburgern und ein paar versprengten Albigensern und war ca. 12 Mann stark, die letzte bestand zumeist aus Albigensern und zählte dann, mit einer Nachzüglerin, 24 Paddler. Nun begannen unsere Tage auf See, stark mit der Natur verbunden, manchmal ohne Klo, oft von Mücken heimgesucht doch immer in bester pfadfinderischer Gemeinschaft! Jede Gruppe hat natürlich die wilde Welt Schwedens anders erlebt, doch die Geschichten, die daraus entstanden sind, haben uns alle zusammengeschweißt! So erzählte eine Gruppe davon, wie sie bei dem stärksten Gewitterregen, den wir Pfadfinder bis jetzt erlebt hatten, am Morgen statt auf dem fedrig weichen Tannennadelboden auf einer riesigen Pfütze aufgewacht sind. Die anderen erzählten, wie jemand des Nachts, wohl scheinbar mit Kanus, zu einem Überfallmanöver in ihre kleine Zeltstadt eingedrungen ist und als Lausmädels einige Schmankerl hat mitgehen lassen. Oder die schöne „Paradise Island“, die eigentlich eine Landzunge war, auf der wir wunderbare Stunden des schönsten Karibikfeelings verbringen durften. Schlafen auf weichem Sand an einem Strand mit Wellenrauschen und einem Sonnenuntergang und einem roten Mond der mich jetzt noch immer träumen lässt! Auch der Besuch bei dem Autofriedhof bot, wie auch 2006, wieder eine tolle Abwechslung zu den Anstrengungen des Ruderns. Alte Autos, meist bis zu 70 Jahre alt, die eins geworden sind mit der Natur, aus denen Bäume herauswachsen und Ameisenhaufe im Kühler sind. Faszinierend und ermahnend zugleich, dass nichts auf dieser Welt wirklich Bestand haben kann. So könnte man die Geschichten und Erlebnisse unendlich weiterführen, aber wenn ihr neugierig seid, lasst sie euch doch von den Teilnehmern selbst erzählen! Denn mündlich gewinnen diese Abenteuer nur noch an Romantik und Dramatik... Auch der geistliche Teil war stets ein Quell der Erholung und Denkanstöße. Dieses Jahr war das Thema „Werte“ und es wurde gut diskutiert über Liebe, Freundschaft, Glauben, Freiheit, Gesundheit und Familie. Nach 10 Tagen fanden wir uns dann wieder an unserem Startpunkt, dem Lagerplatz in Grunnerud ein, um noch eine Nacht dort zu verbringen und dann mit dem Bus nach Göteburg zum letzen Teil unserer Reise aufzubrechen. Dort angekommen wurde uns verwilderter und mit der Natur verwachsener Horde ein original schwedisches Gemeindehäuschen mit einer Menge Luxus geboten: echte Klos, echte Duschen mit warmen Wasser, eine echte Küche mit Herdplatten zum Kochen, Stühle mit Lehnen, Tische und sogar Matratzen!! So sehr hat man all diese Dinge noch nie geschätzt. Das letzte große Event ist, nachdem alle gewaschen sind und wieder weniger wie Salamis riechen und fast Menschen sind, der Tagesausflug nach Göteborg. Zum Shoppen und Gucken ist an diesem Tag reichlich Zeit und wir haben eine wirklich schöne Stadt von oben bis unten besichtigt. Ja, auch die Läden hatten an diesem Tag reichlich Pfadfinderumsatz. Erschöpft und glücklich sind wir dann an diesem letzten Abend zusammengesessen, um die ganzen Tage noch einmal Revue passieren zu lassen, all die Geschichten noch einmal zu hören und uns schon ein wenig wieder zu verabschieden. Es gab an diesem „bunten gemeinsamen Abend“ Sketche und Lieder und es wurde mit einem Auge gelacht und mit dem anderen geweint. Am nächsten Morgen ging es dann los mit dem Bus wieder in Richtung Flughafen. Und auch diesmal kündigte das Gefühl beim Abheben im Magen wieder an, dass wir wohl bald wieder deutschen Boden unter den Füßen haben werden. Am Flughafen in München wird sich nun groß verabschiedet, es fließen sogar die ein oder anderen Tränchen, denn so bald wird man sich wohl nicht wiedersehen. Einen großen Abschiedskreis mit allen 56 Rabauken gibt es natürlich schon noch, und laut schallt über den Flugplatz unser: ALLZEIT BEREIT! Ach, könnten wir doch jeden Tag das Pfadfinderleben leben!