Foto: Rike Danneberg

BuLa statt DIGITALA 2023! – wie es dazu kam und was (nicht) geplant ist

Ein Interview mit der Lagerleitung zum Nachlesen

Am 1. April 2021 haben wir verkündet, dass statt des BuLas 2023 das erste DIGITALA - ein komplett didgitales Bundeslager - stattfinden wird. Schon einen Tag später wurde uns klar: Präsenzlager sind eigentlich doch viel besser ;-)
Deshalb wird, wenn nichts dazwischen kommt, ganz wie geplant vom 29.07. bis 06.08.2023 unser BuLa in Reinwarzhofen stattfinden. Wir und mit uns viele Pfadis aus dem erweiterten BuLa-Team freuen uns schon sehr!

Auch wenn es zum DIGITALA 2023 (hoffentlich) nicht kommen wird, wollen wir unser Interview zur Ankündigung auch denen nicht vorenthalten, die am 1.4. nicht auf der Website vorbeigeschaut haben :-)

 

Ihr habt heute [01.04.2021] auf Instagram und über den Stafü-Verteiler verkündet, dass das Bundeslager 2023 komplett digital stattfinden wird. Was hat euch zu diesem Schritt bewogen?

Melisa: Wir hatten die Idee schon länger im Hinterkopf, aber wirklich überzeugt hat uns dann das Online-Bundesthing. Das Wochenende hat uns gezeigt, dass virtuell viel mehr möglich ist, als sich die meisten vorstellen können – gerade, was Gemeinschaft, Austausch und kreatives Beisammensein angeht. Das hat uns dann überzeugt. Zurzeit haben wir ja alle mit der Planungsunsicherheit zu kämpfen, und gerade bei einem derart großen und langen Lager möchten wir kein Risiko eingehen. Schließlich kann niemand sagen, wie die Pandemie-Situation in zwei Jahren aussieht.

Aber gehen dadurch nicht die für Pfadfinder so wichtigen Erfahrungen in der Natur verloren?

Rike: Nun ja, auf einem riesigen Lager mit hunderten von Schwarzzelten auf einer Wiese stellt sich ohnehin die Frage, wie groß eigentlich die Naturerfahrung ist. Da fällt also gar nicht so viel weg, wenn wir uns online treffen. Und dann ist es natürlich so: Wenn wir die Natur erleben wollen, müssen wir sie auch bewahren. Und das tun wir am besten, wenn wir nicht mit fast 1000 Menschen quer durch die Republik reisen und Unmengen Holz zum bloßen Vergnügen verfeuern. Online-Meetings kosten natürlich auch Energie, aber wenn sich viele in Zweiergruppen zusammentun, halbieren wir den Aufwand schon mal.

Theresa: Außerdem darf auch der finanzielle Aspekt nicht außer Acht gelassen werden. Wir sparen uns die Platzgebühren, haben keine Kosten für Materialen wie Stangenholz und müssen keine kostspielige Technik anschaffen. Das wird einigen Leuten zu Gute kommen, die das Bundeslager bisher als zu teuer empfunden haben.

Wie sieht es denn mit den Kosten für Laptops aus? Die kann sich ja auch nicht jeder leisten – werden dadurch nicht Kinder aus einkommensschwachen Familien benachteiligt?

Theresa: Wir planen aktuell ein Sponsoring-Konzept, bei dem wir entweder direkt mobile Endgeräte für einkommensschwache Familien oder aber Gelder dafür sammeln. Genaueres werden wir auch schon bald veröffentlichen, da wir so viel Versorgung wie möglich gewährleisten wollen. Es sollen schließlich alle die Möglichkeit haben, an dem Lager teilzunehmen.

Und ihr glaubt, es wird so viele Teilnehmer geben wie sonst?

Rike: Na klar, die Kinder und Jugendlichen, die 2023 im Teilnahme-Alter sind, sind doch alle Digital Natives. Und durch die Corona-Pandemie, Homeschooling und Online-Sippenstunden hat sich das noch verstärkt – die sind an Gemeinschaftserlebnisse vor dem Laptop gewöhnt.

Melisa: Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die 2023er-Generation von Jupfis in einer prägenden Zeit ihrer Kindheit keinerlei Veranstaltungen erlebt hat, erst recht nicht in dieser Größe. Es geht um hunderte Kinder, die dahingehend geradezu desozialisiert sind und sicher Schwierigkeiten hätten, ein Präsenz-BuLa angemessen zu verarbeiten.

Rike: Man könnte also auch sagen, dass wir versuchen, Traumata zu verhindern.

Theresa: Am Anfang haben wir uns schon Sorgen gemacht, ob wir den Kindern auf diese Weise die Werte des Zusammenlebens nah bringen können, da das bisher ein großer Faktor bei den Pfadfindern war.  

Melisa: In mancher Hinsicht hat ein digitales Lager aber auch da Vorteile. Gerade wenn es um Sichere Gemeinde und Sichere Pfadfinderarbeit geht, erübrigen sich viele Fragen, die zum Beispiel die Zeltaufteilung oder Duschzeiten bei Kindern und Mitarbeitenden betreffen.

Wie genau stellt ihr euch das DIGITALA denn vor? Wie sehen die Programmpläne aus?

Rike: Wie auf einem normalen BuLa auch wird es ein Vorlager geben, auf dem letzte Vorbereitungen getroffen und der digitale Lagerplatz hergerichtet wird. Dort wird jeder Stamm seinen Platz haben. Es wird digitale Lagerbauten geben, Lagerfeuerabende und ausgiebige Singerunden – wir sind uns sicher, dass die Technik bis 2023 so ausgereift ist, dass tatsächlich alle gemeinsam synchron singen können.

Theresa: Und das große Spiel wird dann mit lauter großartigen Spielen und Herausforderungen gespickt werden. Montagsmaler, Codenames und Among Us Workshops sind da nur der Anfang. Wir haben bereits jetzt viele tolle Ideen, auf die wir uns ganz persönlich auch schon freuen. Denn der große Vorteil an dem DIGITALA ist, dass die Mitarbeiter nur einen geringen Betreuungsaufwand haben und somit viel selbst teilnehmen können.

Foto: Rike Danneberg

Foto: Melisa Job

Und wie sieht es mit dem Essen aus?

Melisa: Wir sind bereits in engem Austausch mit dem Küchenteam. Es gibt schon zig Ideen, wie wir die riesigen Pakete, die wir zu Beginn des Lagers verschicken wollen, mit haltbaren Lebensmitteln bestücken können. Glücklicherweise hat Justus, unser Koch, schon auf dem BT Erfahrungen gesammelt und entwirft jetzt Konzepte, wie die drei täglichen Kochshow-Videos jeweils ansprechend gestaltet werden können.

Das klingt alles sehr durchdacht. Was gebt ihr aber denen mit auf den Weg, die total enttäuscht sind, weil sie sich ein Lager vor Ort gewünscht hätten?

Rike: Ich kann mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen, dass es viele gibt, die das schade finden. Als sozusagen digital Zugewanderte kommen einem da vielleicht die Altpfadfinderinnen und Altpfadfinder in den Sinn. Aber bei BT-Planungen hören wir gerade aus der Älterenschaft immer wieder, wie wichtig es ihnen ist, in einem Bett zu schlafen. Und auf dem DIGITALA kann jeder sogar in seinem eigenen Bett schlafen! Ich glaube, das Argument schlägt alle Vorbehalte.

Melisa: Es spricht auch überhaupt nichts dagegen, das DIGITALA im eigenen Garten oder auf dem Balkon zu verbringen. In zwei Jahren können ja noch eine Menge LAN-Kabel verlegt werden. ;-)