Foto: Martin Peters

Für die Harten in Dieters Garten

Quereinsteigerkurs für Castrop-Rauxel mitten im Februar

Ein Quereinsteiger-Kurs im Februar? Das klingt nach einem Hardcore-Einstieg in die Pfadfinderei! Gleichzeitig passt ein QuerX in der Kälte ziemlich gut zur Siedlung aus Castrop-Rauxel, die bereits letztes Jahr ins kalte Wasser gesprungen ist und die Umwandlung sämtlicher Kinder- und Jugendgruppen der Gemeinde in eine Pfadfinderarbeit gewagt hat. Mit sieben Mitarbeitern von der Biber- bis zur Pfadfinderstufe sind die Castrop-Rauxeler angereist, am Samstag kommen noch einmal zwei Bibermitarbeiterinnen dazu. Dazu kommen drei Trainer der Region Mitte und das schönste Wetter, das man sich im Februar vorstellen kann: Strahlend blauer Himmel und warmer Sonnenschein, der den mit zahlreichen Krokussen dekorierten Garten erhellt.

Leider verschwindet die Sonne recht bald nach dem Start hinter dem Horizont, während die QuerX-Teilnehmer noch bis zum späten Abend Vollgas geben müssen: Der Aufbau der Gemeinschaftsjurte und der beiden Kohten zum Übernachten ist gar nicht so einfach, wenn man so etwas noch nie gemacht hat. Gleichzeitig muss die Pizza Calzone für den Abend vorbereitet und Bens berühmter Holzvergaserofen angeheizt werden, um den Weg für warmen Tee zu bereiten. Und auch als die Zelte dann stehen und die Teilnehmer um das an diesem Abend noch etwas rauchige Lagerfeuer versammelt sind, müssen die grauen Zellen noch wach bleiben, erfahren die Teilnehmer doch nun, wie die Pfadfinderbewegung entstanden ist und sich entwickelt hat.

Foto: Martin Peters

Foto: Johanna Meyer

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Nach einer kalten Februarnacht mit mehr oder wenig Schlaf beginnt der Samstag mit einem Frühstück unter den noch recht schwachen Strahlen der Morgensonne. Eine Andacht zum Wahlspruch der BPS ist der Einstieg in den langen Kurstag, dann geht es los mit den Einheiten: Die Teilnehmer lernen die Besonderheiten der Pfadfinderpädagogik kennen, bekommen erklärt, wie ein Stamm aufgebaut ist, und befassen sich mit dem Konzept zur Sicheren Pfadfinderarbeit. Am Nachmittag erfahren die Biber- und Wölflingsmitarbeiter an der improvisierten Biberburg eine Biberstunde am eigenen Leib und diskutieren danach Elemente und Ideen für Biberstunden. Währenddessen beschäftigen sich die Pfadfindermitarbeiter mit dem Aufbau und der Planung von Sippenstunden.

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Foto: Johanna Meyer

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Und dann wird es wieder richtig praktisch: Ein Kochtisch soll entstehen. Seile werden entheddert, Zimmermannschläge geübt, Dreibeine gebunden und Kreuzbünde perfektioniert. Andere karren Erde herbei und so kann auf der neu errichteten Kochstelle das Abendessen zubereitet werden: Eine sehr würzige Nudelpfanne mit knusprigen Pokerchips (solche meinen zumindest einige Teilnehmer im Essen gefunden zu haben :-). Das Abendessen geht schließlich über in die lange Jurtennacht. Es wird gesungen und erzählt, gibt leckeren Tschaj und eine improvisierte Versprechensfeier als Trockenübung.

Foto: Martin Peters

Foto: Johanna Meyer

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Die zweite Hajknacht wird noch eisiger als die erste, aber alle Castrop-Rauxler überleben – eine gute Voraussetzung für die Weiterführung der Pfadfinderarbeit. An diesem Morgen blicken wir über den Tellerrand des Stammes und lernen Region, Bund, GJW und andere Pfadfinderbünde kennen. Da Sonntag ist, darf natürlich auch ein Gottesdienst nicht fehlen. Den haben die Teilnehmer in kürzester Zeit selbst geplant und auf die Beine gestellt, aber die kurze Vorbereitungszeit merkt man dem Jurtengottesdienst nicht an. Nach dem Segenslied, das noch einige Male an diesem Tag auf dem Platz gesungen und gepfiffen wird, steht die letzte Einheit auf dem Programm: Recht und Aufsichtspflicht. Damit es nicht zu trocken wird und die letzten Reste Aufmerksamkeit noch aktiviert werden können, gibt es viele praktische Beispiele.

Nach dem Mittagessen geht es dann an den Abbau. Schade, dass Kohten und der Kochtisch schon wieder verschwinden müssen, aber immerhin darf die Jurte stehenbleiben. Alle packen gut mit an, auch beim Schrubben (im Saarland auch als „Schroppen“ bekannt, auch wenn Jakob das nicht zugeben möchte) der Töpfe und Pfannen. Als auch das letze Material in Bens „gelber“ (für nicht Essener: blauer) Kochkiste verpackt ist, trennt uns und nur noch die Feedbackrunde samt Urkundenverleihung vom Kursende. Alle sind sich einig: Ein weiterer Kurstag wäre eine gute Idee. Da am nächsten Tag aber wieder die Arbeit bzw. die Schule ruft, bleibt stattdessen nur das traditionelle „Nehmt Abschied, Brüder“ und die erste BPS-Knuddelrunde für die Castrop-Rauxler. Wenn die Siedlung so weiter macht wie bisher, wird es sicherlich nicht die letzte bleiben :-)

Foto: Martin Peters

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Ein Artikel von Rike