Foto: Tobias Perkuhn

Viel kalt, viel nass, viel wundervoll

Rovermoot 2019

Hessen. Irgendwo im Nirgendwo. Anfang November, -2° C. Die Luft erfüllt von Regen, Rauch und Pizzaduft. Ein heiseres “Heheo katawumba ho" schallt über den Platz: Es ist Rovermoot.

Zugegeben - aus meteorologischer Sicht haben wir uns nicht gerade das günstigste Wochenende ausgesucht. Aber da sich die meisten Bundesländer zwischen dem 30.10. und 03.11. mittlerweile irgendeinen Feiertag gönnen, reißen wir uns zusammen und ordnen die Schönwetterpfadfinderei unserer genialen überregionalen Bundesrovergemeinschaft unter. Und es lohnt sich.
Rund 50 Pfadfinder*innen von 17 bis 26 tummeln sich auf dem Gelände, wo nachts der frostige Rasen knistert und in der Ferne die Lichter des Dorfes mit den Sternen verschwimmen...
Wir genießen diese dunklen Stunden am Feuer in der Jurte und lernen uns besser kennen. Hier werden Tschaibecher herumgereicht, Waffeln gebacken und - als Ausnahme auf dem ansonsten vegetarischen Lager - eine große Speck-Gemüse-Pfanne gebrutzelt. Immer spielt jemand Gitarre, immer wird gesungen. Die verschiedenen Stämme und Regionen lehren sich gegenseitig ihre Lieblingssongs und der ein oder andere Abend endet in einem spontan gebrüllten Medley aus "Wo's nur Felsen gibt", "Wild Rover", "Roter Wein im Becher" und "Ein Hase saß". (Es klingt genauso, wie man es sich vorstellt.) Wir holen noch mehr Kinderlieder, Liederbücher und Textfetzen aus Ärzte- und Disneysongs raus.

Foto: Tobias Perkuhn

Foto: Tobias Perkuhn


Wenn nicht gesungen oder gekocht wird, erkunden wir die Gegend und spielen Spiele. Ein besonderes Highlight ist aber der Samstag: Den ganzen Tag über haben wir Zinnringe gegossen und Notizbücher aus Leder gebunden. Mit der Dämmerung wird es dann Zeit für die Roverwache. Fackel, Bibel, Fell und etwas Essen werden eingepackt und jede*r Einzelne macht sich auf den Weg, um irgendwo mit seinen Gedanken, mit Gott und mit dem Roverversprechen allein zu sein. Für viele sind diese Stunden sehr intensiv und besonders. Schließlich finden wir uns wieder auf dem Lagerplatz ein, um schweigend und feierlich, von den Pfadfindergesetzen begleitet, zum Platz der Aufnahme zu gehen. 18 Leute geben ihren im Voraus ausgewählten Paten das folgende Versprechen: „Im Vertrauen auf Gott verspreche ich, ich will meinem Herrn Jesus Christus dienen, ihm nachfolgen und ihn meinen Mitmenschen bezeugen. Als Werkzeug Gottes übernehme ich Verantwortung für mein Handeln in der Gesellschaft, im Pfadfinderbund und mir selbst gegenüber. Dafür will ich meinem Nächsten dienen. Die Grundsätze der Pfadfinderei sollen Teil meines Lebens sein.“ Die Rover-Gemeinschaft antwortet darauf und es werden Ringe überreicht.
Der Abend endet wieder einmal am Lagerfeuer (und für einige erst im Morgengrauen). Müde bauen wir alles wieder ab. Glücklicherweise findet das nächste Rovermoot schon in einem halben Jahr statt, sonst fiele der Abschied noch schwerer. So ist es aber ganz erträglich. Und dafür, dass Rover keinen Spaß haben dürfen, war es insgesamt doch eine sehr erheiternde Zeit.

Foto: Tobias Perkuhn

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Ein Artikel von Melisa Job