Foto: Andreas Schurian

Soli deo gloria

BPS-Bundeslager 2015

Soli Deo Gloria! – Sola Gratia!
Soli Deo Gloria! – Sola Fide!
Soli Deo Gloria! – Sola Scriptura!
Soli Deo Gloria! – Solus Christus!

Aus 740 Kehlen schallt das Lagerlied des 9. Bundeslagers der BPS durch die große Zeltarena des Pfadfinderzeltplatzes in Friedensau. Begleitet von der 18-köpfigen Lagerband mit ihren Instrumenten schmettern die Pfadfinder das Lied im Wechselgesang – für alle, die dabei sind, ein unvergessliches Erlebnis. Das Lagerlied stimmt die BULA-Teilnehmer gleich auf dreifache Weise auf das BULA 2015 ein: Es lässt sie in die Zeit Martin Luthers eintauchen, die den zeitlichen Rahmen für das Bundeslager darstellt. Es bringt ihnen das geistliche Thema rund um das Lagermotto „4 soli“ näher und erklärt Luthers vier Soli: Allein die Gnade, allein der Glaube, allein die Schrift, allein Christus. Und nicht zuletzt wird im gemeinsamen Singen des Lagerliedes die Gemeinschaft innerhalb des Bundes spürbar.

Für neun Tage versammeln sich 45 Stämme und Siedlungen der Baptistischen Pfadfinderschaft im kleinen Örtchen Friedensau bei Magdeburg und lassen schon bald eine Zeltstadt entstehen, in der es einiges zu entdecken und zu erleben gibt. Während die einen gemütlich über den Lagerplatz schlendern, um alte Freunde aus allen Ecken Deutschlands zu treffen oder neue Freundschaften zu knüpfen, sind andere mit dem Bau von teils sehr aufwendigen Türmen, Toren oder Kochtischen aus Kiefernstangen und Seil beschäftigt. Wieder andere entgehen der in den Lagertagen fast durchgängig herrschenden Hitze und veranstalten im Schatten der Jurte ausgiebige Singerunden.

An zwei Lagertagen verwandelt sich das Lager in einen großen mittelalterlichen Markt, auf dem – der Verkleidung nach – Mägde, Bauernjungen, Edelleute und Mönche von einem Marktstand zum nächsten ziehen. Geboten werden allerlei Köstlichkeiten von schwäbischen Maultaschen über Kartoffelpuffern bis hin zu Waffeln oder Stockbrot. Und auch, wer selbst aktiv werden möchte, kommt voll auf seine Kosten: In Workshops kann man sich unter anderen im Schmieden, im Kartoffeldruck oder im Bogenschießen üben. Ein besonders beliebter Anlaufpunkt ist auch der aus Strohballen, Spanngurten und einer wasserdichten Plane selbstgebaute Pool des Lagers. Hier lässt es sich auch in der größten Mittagshitze gut aushalten.

Ebenfalls auf keinem Bundeslager der BPS fehlen darf das zweitägige Hajk, das die Lagerteilnehmer in ihren Sippen in die nähere und weitere Umgebung ausschwärmen lässt. In den Dörfern rund um den Lagerplatz gilt es, verschiedene Fragen zu beantworten. Bei den heißen Temperaturen treibt es so manche Gruppe lediglich bis zum nächsten See oder Freibad, doch einige legen sich mächtig ins Zeug und legen Strecken von bis zu 50 Kilometern zurück. Nach der Rückkehr zum Lagerplatz gibt es einiges zu berichten, erfahren bei ihrer Wanderung doch viele die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Menschen im Jerichower Land.

Gegen Ende des Bundeslagers steht schließlich das so genannte Große Spiel auf dem Programm, bei dem die Lagerteilnehmer – wiederum in ihren mittelalterlichen Verkleidungen – in Show-Acts und Spielphasen die Geschichte Martin Luthers, den Anschlag der 95 Thesen und seinen Disput mit Kaiser und Papst am eigenen Leib erleben. Dabei sind auch pfadfinderische Kenntnisse und strategisches Geschick gefragt, um die eigene Kochgruppe in der Wertung ganz nach vorne zu bringen.

Doch Luther und seine Zeit sind nicht nur während des Spiels und des Markttags Thema, sondern auch in den Andachten und in den beiden Lagergottesdiensten. Besonders im Fokus stehen dabei die vier Soli und deren Bedeutung und für unseren persönlichen Glauben und unsere Beziehung zu Gott. In den Kleingruppen gibt es ausreichend Zeit für Gespräche im vertrauten Kreis der Sippe und auch für weiterführende Fragen gibt es einen Platz: Das „Quastorium“ lädt dazu ein, Fragen loszuwerden, über Sorgen und Probleme zu sprechen oder für sich beten zu lassen. Beim Abschlussgottesdienst am Tag vor der Abreise wird der Lagerpool kurzerhand in ein Taufbecken umgewandelt, denn eine Pfadfinderin und ein Pfadfinder hatten schon vor dem Lager den Entschluss gefasst, sich auf dem Bundeslager taufen zu lassen.

Wie immer neigt sich das Bundeslager viel zu schnell dem Ende entgegen. Kaum hat das Lager mit dem feierlichen Erföffnungsabend begonnen, steht schon wieder der Bunte Abend zum Abschluss des Lagers an: Sketche, Lieder und andere Beiträge aus den verschiedenen Kochgruppen sorgen für Unterhaltung, während zwischen den einzelnen Programmpunkten die Sieger des Lagerchronik-Wettbewerbs, des Hajks, des Bauwettbewerbs und des Großen Spiels gekürt werden. Und natürlich darf auch das Lagerlied nicht fehlen und schallt an diesem Abend besonders laut durch die Arena.

Ins Bett treibt es in dieser Nacht so schnell keinen: An den Feuern in den verschiedenen Kochgruppen und in der Roverjurte wird noch lange gesungen und erzählt und wehmütig blickt man dem nächsten Morgen entgegen. In kürzester Zeit verwandelt sich das Zeltdorf wieder in eine Wiese und im großen Abschlusskreis heißt es nach dem traditionellen „Nehmt Abschied, Brüder“ Abschied nehmen vom Bundeslager 2015: Von einer hochsommerlichen Woche, jede Menge Erlebnissen, kleinen und großen Abenteuern, von 739 anderen Pfadfindern aus verschiedensten Ecken Deutschlands und einer kleinen Gruppe dänischer Pfadfinder. Was bleibt, sind nicht nur hunderte Fotos, ein bisschen Schlafmangel und beim ein oder anderen auch dreckige Füße, Bremsenstiche oder ein Sonnenbrand; was bleibt sind vor allem jede Menge schöner Erinnerungen und Dankbarkeit dafür, dass wir das BULA 2015 gemeinsam erleben durften.

Ein Artikel von tiri