Foto: Region Nord

Osterfahrt der Region Nord vom 11. bis 26. März 2008

Zu Fuß durchs sonnige Griechenland

Schneechaos in Griechenland, das konnte ja heiter werden! So mancher wird bestürzt auf den Fernseher gestarrt und ungläubig dem Wetterbericht gelauscht haben. Schneechaos. Und in zwei Wochen würden wir dorthin fahren. Dorthin auf die Peloponnes.

Die Rucksäcke viel zu voll gepackt mit dicken Klamotten fuhren wir - 36 Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus der Region Nord der BPS (Baptistische Pfadfinderschaft) - nach Bremen. Die dicken Klamotten wurden auch wirklich gebraucht: Im Hagelsturm fuhren wir am Mittwoch, den 12.03.08, zum Flughafen und verließen Deutschland in Richtung des sonnigen Venedig. Der Flug lief gut und alles Gepäck erreichte das Ziel, sogar unser Benzinkocher. In Venedig wurde erstmal Eis gegessen und gegen Abend verließen wir Italien schon wieder - mit der Fähre, auf der wir zwei Nächte verbrachten. Auf der Fähre wurde viel gesungen (unter anderem in einem leeren Pool) und geredet, gespielt und sich gesonnt. Das Wetter war traumhaft und als wir um 5.30 Uhr in Patras anlegten, war es schon warm und mit müden Gesichtern betraten wir das Festland.

Griechenland. Endlich da. Nachdem wir uns in vier Fahrtengruppen zusammengefunden hatten,  erkundeten wir - die „Chillergruppe“ - Patras, wo wir die ersten Orangen aßen - natürlich frisch gepflückt vom Baum. Mittags fuhr unser Zug nach Diakopto, von wo wir uns nach einem kurzen Einkauf auf den Weg nach Kalavrita machten. Entlang einer stillgelegten Zahnradbahnstrecke wanderten wir schwer beladen durch das wunderschöne Tal. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit schafften wir es an diesem Tag nur zehn Kilometer ins Landesinnere hinein. Das fabelhafte Wetter (von wegen Schnee) ermöglichte es uns, unter freiem Himmel am Rande der Zahnradbahn zu schlafen.

Relativ früh machten sich die neun Chiller am nächsten Morgen auf, um bis nach Kalavrita zu wandern. Zwischendurch machten wir die Bekanntschaft mit einer Ziege, die uns dazu verleitete, lustige Lieder zu erfinden und verrückte Geschichten zu erzählen. Die gute Stimmung hielt auch in dem Skiort (!) Kalavrita an, wo uns statt des Schnees eine vom Bürgermeister persönlich organisierte Unterkunft in einer Jugendherberge erwartete.

Am nächsten Morgen zogen wir noch früher los, um die 25 Kilometer zurück nach Diakopto zu wandern. Gestärkt durch eine wilde Taxifahrt, einen gefährlichen Abstieg von Mega Spileo sowie viele Nutellabrote und Orangen meisterten wir die Strecke in rasendem Tempo und selbst Schlangen konnten uns nicht aufhalten. In Kiato gingen wir dann, nachdem wir einen ordentlichen Schlafplatz ausfindig gemacht hatten, erstmal im Mittelmeer baden.

Nach zwei Stunden des bequemen Sitzens im Rathaus des Ortes stellten uns die eifrigen Sekretärinnen des Stadtoberhauptes ein Pfadfinder-Ehepaar vor, das uns wiederum zwei Stunden später mit Kostas bekannt machte. Dieser nahm uns freundlich auf und mit Pitas, Zitronen-Wettessen und Duschen wurde der Abend in Gesellschaft einiger griechischer Pfadfinder sehr lustig; wir beschlossen, auch den nächsten Tag in Kiato zu verbringen. Milchreis kochen am Meer, Orangen und Zitronen pflücken, faulenzen, Cola trinken und schlafen - das war unser Tagesprogramm für unseren „Chillertag“. Am nächsten Morgen ging es weiter nach Korinth, von wo aus wir nach Isthmia wanderten, direkt am Kanal entlang. Die fünf Kilometer des Kanals von Korinth waren atemberaubend, da es 80 Meter steil in die Tiefe ging und die Brücken oft sehr alt waren. Von Isthmia bis nach Loutres Eleni waren wir allerdings nicht mehr zu neunt. Ein streunender Hund folgte uns ganze fünfzehn Kilometer an der Ostküste entlang, ohne auch nur einmal von uns zu weichen. Nach einem leckeren Abendessen schlugen wir unser Lager am Meer auf, wo wir eine angenehme Nacht verbrachten.

Regentropfen. Schnell aufstehen, anziehen, packen, Rucksack auf. Willkommen, erster und letzter Regentag auf der Peloponnes. Da wir mit unseren Ponchos gut ausgerüstet waren und es nicht ganz so heiß war, erreichten wir unser Tagesziel auf dem Weg, auf dem bereits Paulus gegangen war, schon mittags und fanden in einer Kneipe namens „Examilias“ Zuflucht. Ein siebzigjähriger Grieche namens Andreas nahm sich unser an, erzählte uns seine Lebensgeschichte, spendierte uns heiße Schokolade und abends Souflaki. Er ließ uns sogar in seiner Wohnung übernachten.

Der Weg nach Alt-Korinth wurde begleitet von viel Sonne und guter Laune, weil wir sehr schnell in der antiken Stadt ankamen und - nach einem Imbiss aus Eis und Pita - bald eine zweite Gruppe unserer Fahrt bei uns eintraf. Die Jungs begaben sich auf eine abenteuerliche Kletterpartie zur Akropolis und die Mädchen schrieben Karten und Chronik und tauschten sich mit der anderen Gruppe aus.

Zum ersten Mal stellten wir an diesem Abend eine Kohte auf, zusätzlich ein paar Kröten, und wir schliefen gut in den Ostersonntag hinein. Die Ostereiersuche und eine Andacht zu Ostern verlegten wir nach drinnen und als die anderen Gruppen ebenfalls in Alt-Korinth ankamen, wurden sie begeistert begrüßt. Wir schauten uns ganz Alt-Korinth an: die Ausgrabungsstätten, die Burg oben auf dem Felsen und das Museum. Ein Pfadfinder namens Sokrates berichtete aus der Zeit der alten Griechen und erläuterte uns die Denkweise der damaligen Zeit. Bisher war uns Paulus durch das Lesen des 1.Korintherbriefes sehr fremd erschienen, weil wir den geschichtlichen Hintergrund nicht kannten. Doch durch Sokrates’ Erklärungen berührten uns so manche Verse auf neue Art und Weise.

Nachdem wir einen Lidl geplündert hatten, fuhren wir von Korinth mit dem Zug nach Patras und aßen zum letzten Mal in Griechenland viele, viele Nutellabrote. Auch eine große Pitaschlacht wurde in Patras veranstaltet und mit viel Gesang hinterließen wir einen fröhlichen Eindruck im wunderschönen, nicht verschneiten Griechenland. Leider wurden auf der Rückfahrt einige seekrank, doch die anderen aßen alle Reste unserer Verpflegung auf, spielten bei den Kabinen Fangen und duschten erstmal ausgiebig. Zum Abschluss feierte unsere Gruppe Abendmahl und uns wurde bewusst, wie sehr wir doch gesegnet worden waren.

Die Erinnerungen sind noch sehr nah und wir vermissen die Zeit sehr. Viele Erfahrungen, Erlebnisse und Gespräche begleiten uns und wir sind dankbar für die tolle Fahrt.

Eule (Anna-Maria Ziefle)

Ein Artikel von Eule (Anna-Maria Ziefle)