Foto: Region Süd-Ost

Klettersteig und Schneeschuhwanderung im Juni oder: Führerfahrt Süd-Ost

vom 07. bis 10. Juni 2012 im Kleinwalsertal in Österreich

Nein Schneeschuhe hatten wir nicht wirklich an den Füßen bei unserer diesjährigen Führerfahrt, aber wie eine Schneeschuhwanderung fühlte sich unsere Tour trotzdem irgendwie an. Dazu aber gleich mehr.

Fast schon traditionell ist normalerweise das Himmelfahrtswochenende unser Termin für die jährliche Führerfahrt. Dass wir den diesmal auf das Fronleichnamswochenende im Juni verschieben mussten kam uns eigentlich ganz gelegen, denn wir hatten eine Klettersteigtour in den Alpen geplant und waren uns sicher so spät im Juni einigermaßen schneefreie Wege zu haben.

Am Donnerstag, den 07. Juni ging’s dann los ins österreichische Kleinwalsertal. In Mittelberg trafen wir uns, suchten uns Parkplätze, wo wir die Autos mehrere Tage stehen lassen konnten und packten unsere Rucksäcke. Spätestens als wir Klettersteigsets und Helme einpackten war die Vorfreude auf eine abenteuerliche Tour jedem der acht Teilnehmer ins Gesicht geschrieben.

 Apropos Gesicht…, das musste bei strahlendem Sonnenschein mit reichlich Sonnencreme eingeschmiert werden, dann wurden Hüte, Käppis und Sonnenbrillen rausgekramt und schon ging’s los. Der beschauliche Wanderweg mutierte spätestens nach einer Stunde bei der „Kinosesselalpe“ (die bekam von uns den Namen, weil dort vor der Hütte mehrere Reihen ausgedienter alter Kinoklappstühle aufgereiht standen) zu einem ordentlich steilen Serpentinenpfad, der uns einen ersten Eindruck auf das vermittelte, was auf uns zukommen sollte. 900 Höhenmeter waren an diesem Tag noch zu überwinden um in der ersten unserer vier Tagesetappen die Fiderepassphütte auf 2070m zu erreichen.

Dort angekommen teilte uns der Hüttenwirt mit, dass er total ausgebucht sei und bot uns ein Notlager auf Matratzen im Gastraum an. Als anspruchslose Pfadfinder war uns das recht und so langten wir erstmal bei Hüttenkuchen, Germknödel und Brotzeit zu. Der heftige Wind auf der Terrasse vor der Hütte trieb uns bald ins windstille Innere wo wir Zeit hatten zu quatschen und den nächsten Tag zu planen. Und als dann heftiger Regen einsetzte freuten wir uns über die gemütliche Hütte und genossen noch die eine oder andere Leckerei des Hüttenwirtes. Als uns der dann überraschend doch noch einen Platz im Matratzenlager anbot, weil einige, die reserviert hatten und dann wetterbedingt doch nicht aufgestiegen waren, fanden wir das zunächst prima. Als wir uns dann mit ca. 30 anderen Schlafwilligen unter dem Dach einfanden und feststellten, dass sich je 3 Schläfer zwei Matratzen teilen mussten, fanden wir das nicht mehr ganz so prima und als mehrere lautstarke Schnarcher der Nacht die erwünschte Ruhe raubten, sehnten wir uns alle nach dem Gastraum-Notlager.

Natürlich wurde auf der Hütte mit den anderen Wanderern diskutiert und Informationen ausgetauscht und so erfuhren wir, dass für die nächsten Tage unserer Fahrt Dauerregen angesagt war und dass von der Begehung einiger Wege abgeraten wurde und manche sogar offiziell noch gesperrt waren. Tolle Aussichten ;-(((

Trotzdem entschieden wir uns am nächsten Tag Richtung Kanzelwand aufzubrechen zu den beiden Klettersteigen, die dort schon auf uns warteten. Bei zwar trübem, aber trockenem Wetter kamen wir auf dem wunderschönen Krumbacher Höhenweg dann zunächst gut voran. Bis wir auf die ersten Schneefelder über Steilhänge trafen, bei denen ein Fehltritt gefährliche Folgen haben konnte.  Wohlbehalten kamen wir aber an der Kanzelwand an und beschlossen erstmal – quasi als Übungsprogramm - den einfacheren der beiden Klettersteige zum Gipfel zu machen. Steile, leicht überhängende Passagen und eine mehr als 20m lange Seilbrücke forderten unsere Kletterkünste zum ersten Mal. Als der Gipfel nach gut einer Stunde erreicht war, gönnten wir uns eine deftige Brotzeit aus unseren Rucksäcken und kurz darauf einen Kaffee an der nahen Bergstation der Kanzelwandbahn. Gerade als wir dort wieder aufbrechen wollten zu Klettersteig Nummer zwei, trieb uns ein gewaltiger Donner samt gleichzeitig einsetzendem heftigem Regen und Hagel in die Bergstation zurück.

Das Gewitter war zum Glück genauso schnell vorbei wie es gekommen war. Aber an ein Begehen des zweiten Klettersteigs war wegen der Nässe nicht mehr zu denken. So machten wir uns auf den langen Weg zurück zur Fiderepasshütte. Das letzte Stück kam dann so starker Nebel auf, dass wir froh waren zur Hütte zurück zu finden. Dort angekommen bot uns der uns sehr wohl gesonnene Hüttenwirt einen eigenen Schlafraum nur für uns acht Pfadis an, den wir nach der schlafarmen ersten Nacht natürlich danken annahmen.

Wieder regnete es am Abend heftig, wieder genossen wir allerlei Schmankerln des Hüttenpersonals und wieder hatten wir viel Spaß miteinander.

Am nächsten Morgen war dann draußen vor der Hütte der Winter zurückgekehrt. Das machte uns schon etwas nachdenklich, denn heute war eigentlich der wunderschöne aber technisch recht anspruchsvolle Mindelheimer Klettersteig geplant. Nach dem Aufstieg auf den Grat gingen wir zwar probehalber ein Stück, mussten aber schnell einsehen, dass es unverantwortlich war weiterzugehen und so kam Plan B – der Höhenweg zur Mindelheimer Hütte – zum tragen. Nässe und Schnee machten weite Strecken des Weges zur Schneeschuhwanderung in Wanderstiefeln. Das hinderte uns aber nicht daran viel Spaß auf dem Weg zu haben. Einige Hänge boten sich nämlich ideal dazu an auf Regenjacken abwärts zu fahren.

Viel früher als geplant kamen wir an der Mindelheimer Hütte an und verbummelten mit Reden und Spielen den Rest des Tages. Erneut regnete es nachts und erneut lag am nächsten Morgen Neuschnee. Wir machten uns schon ein paar Gedanken ob wir den Weg wegen des Schnees noch finden würden. Schnell merkten wir, dass nicht den Weg zu finden, sondern der Abstieg selber problematisch war. Schnee und Nässe sowie ein extrem steiler und exponierter Pfad, der mehrere richtig gefährliche Passagen mit Schneefeldern für uns bereithielt, machten den Abstieg zur echten Herausforderung. Als wir am nächsten Tag zurück zuhause aus der Zeitung erfuhren, dass im selben Gebiet an zwei Stellen jeweils ein Bergwanderer an solchen Schneefeldern abstürzten und zu Tode kamen, waren wir um so dankbarer, dass wir soviel Bewahrung erfahren durften.

Der Rest ist schnell erzählt. Im weiteren Verlauf wurde es wieder trockener. Ein günstig liegendes ungefährliches Schneefeld ermöglichte uns statt mühsam und kniebelastend bergab zu laufen nochmals auf unseren Rucksäcken und Regenjacken mehrere hundert Meter rodelnd und somit deutlich schneller und bequemer talwärts zu gelangen. Danach genossen wir den relativ flachen aber landschaftlich wunderschönen unteren Teil des Abstiegs, beehrten das Schnellrestaurant mit dem gelben M noch mit unserer Gegenwart und beschlossen ein Nachtreffen im Juli mit selber gegrillten Sparribs und freuten uns erfüllt aber völlig platt auf unsere eigenen Betten.

Ein Artikel von Ernst (kibbo) Mehleit