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Eine Welt – Ein Versprechen: BPS-Pfadfinder auf den Spuren von BP

BULA 2007

„Im Vertrauen auf Gott verspreche ich: Ich will auf Gottes Wort hören und mein Leben danach ausrichten. Ich will meinen Mitmenschen jederzeit helfen und in der Gemeinschaft, in der ich lebe, verantwortlich handeln. Ich will das Pfadfindergesetz befolgen.“ Während die ersten Strahlen der Augustsonne Wald und Felder in warmes Licht tauchen, erneuern etwa 550 Pfadfinderinnen und Pfadfinder der BPS auf einer Wiese bei Herbstein (Vogelsberg) ihr Versprechen – genau wie Millionen von Pfadfindern auf der ganzen Welt an diesem ersten August 2007.

„Eine Welt – Ein Versprechen“, so lautete das Motto, unter dem sich die Baptistische Pfadfinderschaft nicht nur an diesem Morgen, sondern vom 26.07. bis zum 04.08. zu ihrem siebten Bundeslager versammelt hatte. 27 Stämme von Hamburg hoch im Norden bis Geretsried ganz im Süden hatten ihre Kothen und Jurten auf dem Zeltplatz des CVJM-Feriendorfs aufgeschlagen.

Kundschafter und Kanonendonner

Anlässlich des hundertjährigen Bestehens der Pfadfinderbewegung begab man sich auf eine spannenden Zeitreise, die die Teilnehmer des Lagers zurück in das Jahr 1899 führte und das Lager in die südafrikanische Stadt Mafeking verwandelte. Doch ein ruhiges Einleben in der neuen Heimat war den Pfadfindern nicht vergönnt – in der täglichen Ausgabe der London Times war schon bald zu lesen, dass die Armee der Buren stetig näher rückte. Um sich gegen die drohende Eroberung zu schützen, wurde in kürzester Zeit eine hölzerne Stadtmauer errichtet. Erleichterung machte sich breit, als britische Soldaten unter Oberst Baden-Powell eintrafen, um die Stadt zu verteidigen.

In den folgenden Tagen dröhnten immer wieder Kanonendonner und Schüsse über die Zeltstadt hinweg – die Belagerung dauerte an. Damit die Verteidigung gegen die Übermacht der Buren gesichert war, wurden Stadtbewohner rekrutiert und einer harten militärischen Ausbildung unterzogen. Allerdings gelang es nur wenigen, in die Reihen der Soldaten aufgenommen zu werden. Viele blieben enttäuscht zurück, doch genau dieser „ausgemusterten“ Jungen und Mädchen nahm sich Oberst Baden Powell an, der mit den Auswahlkriterien und Ausbildungsmethoden seiner Untergebenen alles andere als zufrieden war. So entstand schon bald ein Heer von Kundschaftern, das die Wälder rund um Mafeking auf der Suche nach Burenposten durchkämmte.

Nachdem sich Jungpfadfinder und Pfadfinder im Anschleichen und Beobachten geübt hatten, erhielten sie einen ganz besonderen Auftrag: Es galt, die hinter feindlichen Linien stationierten Außenposten der Briten mit geheimen Nachrichten zu versorgen. Dazu machten sich die einzelnen Sippen, beladen mit Kochgeschirr, Zeltplanen und Proviant, auf den beschwerlichen Weg über Stock und Stein und versuchten, mit Kompass und Karte bewaffnet, ihre Zielpunkte zu erreichen. Durchs Unterholz kriechend, gelang es den meisten Sippen tatsächlich auch, die feindlichen Posten zu umgehen und ihre Nachrichten zu überbringen. Als dann am Abend auch die letzte Gruppe erschöpft das gemeinsame Ziel, eine Wiese bei Steinfurt, erreichte und die ersten Biwaks bereits errichtet worden waren, wurde die Nachricht vom Sieg der Engländer im Lager verkündet.

Belohnt wurden die tapferen Kundschafter mit einer Einladung zum ersten Pfadfinderlager auf Brownsea Island, zu dem die versammelten Pfadfinder durch einen weiteren Sprung in der Zeit reisten. Dort mussten der nächtliche Überfall der Pfadfinder-Väter abgewehrt und die Sippenwimpel zurückerobert werden, was den aufmerksamen Sippen natürlich ein Leichtes war. Im Morgengrauen ging es dann zurück in die Gegenwart – der erste August war gekommen und es wurde Zeit für die gemeinsame Erneuerung des Versprechens.

Nach dem Frühstück wanderte man stämmeweise zurück zum Lagerplatz, wobei sich die einzelnen Sippen viel zu erzählen hatten: Eine Aufgabe der Wanderung hatte darin bestanden, eine gute Tat zu tun, und dazu hatten sich die Pfadfinder einiges einfallen lassen. Da waren Pferdeställe ausgemistet, Anhänger voller Holz entladen und Wege gefegt worden. Nach einem anfänglichen „Das meint ihr doch nicht ernst!“ hatten sich die Bewohner der umliegenden Dörfer sehr über die unerwartete Hilfe gefreut.

Buntes Lagerleben trotz Regengüssen

Auch außerhalb des historischen Kontextes hatte das Lager einiges zu bieten. Einen der Höhepunkte stellte der Markttag da, auf dem trotz des strömenden Regens kulinarische Köstlichkeiten wie Gemüsespieße oder alkoholfreie Cocktails angeboten wurden, ein Casino zum Pokern einlud und man sich mit wohlriechenden Ölen massieren lassen konnte. Selbstverständlich luden auch viele andere bunte Stände zum Verweilen ein. An mehreren Tagen des Lagers wurden außerdem Workshops angeboten – die Pfadfinder konnten zum Beispiel Halstuchknoten und Schmuck herstellen, sich „tätowieren“ lassen oder Frühstücksbrettchen verzieren.

Während das Programm also kaum Wünsche offen ließ, zeigte sich das Wetter nicht gerade von seiner besten Seite. Andauernde Regenfälle verwandelten den Lagerplatz in eine Schlammwüste und veranlassten eine lokale Zeitung dazu, über die Evakuierung des Lagers zu berichten, obwohl eine solche nie stattgefunden hatte. Denn die Pfadfinder ließen sich von den Kapriolen des Wetters in keiner Weise abschrecken, ganz im Gegenteil: Die einen nutzten die Gunst der Stunde für wilde Schlammspiele, die anderen zogen sich in die warmen Jurten zurück und versammelten sich zu ausgiebigen Singerunden. Jeden Morgen und jeden Abend trafen sich alle Lagerteilnehmer zu den gemeinsamen Andachten, die unter dem Motto „Ganz schön krass – Gott verspricht uns was!“ standen. An jedem Tag lernten die Pfadfinder eines von Gottes Versprechen an uns kennen.

Eine der letzten Andachten stand unter dem Motto „Versprochen: Gott lässt uns nicht im Regen stehen!“. Und so war es dann auch: An den restlichen Lagertagen zeigte sich endlich die Sonne und ließ Boden, Schuhe und Kleidung trocknen – das machte den Abschied nach zehn Tagen enger Gemeinschaft nicht gerade leichter. Viele hatten neue Freunde aus anderen Stämmen gefunden und trotz des Schlamms das Lagerleben in vollen Zügen genossen. Was bleibt, sind die Erinnerungen an ein nasses, aber rundum gelungenes Lager und die Vorfreude auf das nächste Bundeslager, das anlässlich des 25-jährigen Bestehens der BPS in vier Jahren stattfinden wird.

Ein Artikel von tiri