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Auf den Höhen des Schwarzwaldes

Die Eppinger Adler unterwegs auf dem Westweg

2010 wollte der Stamm Eppinger Adler statt eines Zeltlagers einmal einen größeren Hajk durchführen. Es sollte der Westweg von Pforzheim nach Basel auf den Höhen des Schwarzwaldes sein. Für die acht Tage, die uns zur Verfügung standen, nahmen wir uns den 138km langen Abschnitt bis zur Wilhelmshöhe bei Schonach vor. Wochen vorher wurden anhand von Karten und Beschreibungen umfangreiche Planungen durchgeführt. In der Nacht vor dem Beginn der Fahrt regnete es wie aus Kübeln und erst um 9:00 Uhr morgens hörte es kurz auf, sodass wir den Einstieg in Neuenbürg begannen. Es ging sogleich steil zur Schwanner Warte hoch – nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns noch erwarten sollte. Obwohl es nur ab und zu regnete, waren wir unter unserer Regenkleidung nass vom Schwitzen. Unterwegs hatten wir schöne Ausblicke über die Täler, auch waren die Wege gut und zwischendurch wurde mit unserem GPS-Gerät Geocaching gemacht. Am späten Nachmittag kamen wir in Dobel an, wo wir ein Nachquartier in einer Schutzhütte fanden.

Am nächsten Tag hatten wir gleich zu Beginn eine Strecke von 15 km zu bewältigen, die stetig bergan stieg. Unterwegs regnete es und ein eisiger Herbstwind begleitete uns. Es ging nach oben zum Hochmoor und zum Hohloturm, einem Aussichtsturm auf dem Berggipfel. Leider konnten wir wegen des Wetters nicht weit schauen. Es ging weiter zur Prinzenhütte und wir waren nur damit beschäftigt, unsere Regenponchos an- und auszuziehen Wenn es nicht regnete, wehte ein eisiger Wind und wegen unseren verschwitzten Hemden mussten wir immer wieder etwas überziehen. Am schlimmsten war es auf freien Strecken, auf denen der Sturm „Lothar“ die Bäume weggefegt hatte. Schließlich ging es über den Latschigfelsen bis Forbach nur noch steil begab. Der Weg war extrem schwierig: Große Steinbrocken lagen umher, dazwischen gab es Wasserläufe, die durchwatet werden mussten, und Baumwurzeln, die zu Stolperfallen wurden. Die Serpentinen zogen sich stundenlang immer weiter nach unten und es war kein Ende abzusehen, die Waden und die Knöchel schmerzten schon. An diesem Tag legten wir eine Strecke von 26 km zurück und einige hatten ihre ersten Blasen.

Auch die nächsten Tage brachten jede Menge Herausforderungen und Abenteuer: Der Regen wurde zu unserem ständigen Begleiter und Wege verwandelten sich in Bäche, doch immer wieder wurden wir durch scheinbare Kleinigkeiten wie ein wärmendes Feuer oder ein wunderschönes Hochmoor mit blühenden Erikas für die Strapazen entschädigt. Auch ein gutes Nachtquartier fand sich immer: Mal unter dem Vordach einer Kirche, das wie eine Jurte aussah, mal direkt neben der Kinzig, die uns zu einem erfrischenden Bad einlud.

Am fünften Tag unserer Fahrt hörte der Regen auf und der Nebel, der es uns so manches Mal schwer gemacht hatte, auf dem richtigen Weg zu bleiben, zog sich zurück. So konnten wir auf dem 1055 m hohen Schliffkopf bei herrlichem Wetter und Sonne die schönen Aussichten genießen. So manch einer bekam sogar einen Sonnenbrand. Auch am nächsten Tag blieb uns die Sonne treu und es wurde sehr heiß. Zum Glück führten die Wege meistens durch Wald oder hohe Farnbewachsungen. Es war einfach herrlich, jetzt ganz ohne Regen und Nebel die schöne Landschaft zu genießen.

Schon bald war der letzte Fahrtentag gekommen, der den meisten von uns als der schwierigste erschien. Nach einem ständigen Auf und Ab bei Schweiß treibender Hitze erreichten wir schließlich erschöpft die Wilhelmshöhe, unseren Zielpunkt. Dort trafen wir auf viele, die uns schon unterwegs begegnet waren, und man sah auch ihnen die Strapazen an, aber alle waren glücklich, es bis hier her geschafft zu haben.

Und dann ging es auch schon zurück. Längs der Autobahn sahen wir auf der Heimfahrt die Höhen des Schwarzwaldes, die wir durchwandert hatten, und es war ein gutes Gefühl, zu wissen, dass wir alles gut überstanden hatten und etwas Einmaliges erlebt hatten. Dass der Rest der Strecke bis Basel ein anderes Mal noch bezwungen werden soll, versteht sich von selbst. Zuerst aber müssen unsere Blasen und kleineren Verletzungen heilen, dann sehen wir weiter.

Ein Artikel von Günther Ott